Akademischer Erklärungsversuch
Ähnlich, und doch sehr verschieden...
... Zwischen Deutschen und Schweizern kracht es, wenn die unterschiedlichen Kulturen nicht beachtet werden.
Gemäss einem Bericht im stellefant.ch in der BaZ vom 3.4.2009 entstehen die meisten Spannungen zwischen Schweizern und Deutschen durch unterschiedliche Kommunikationsstile. Das Thema ist in den Betrieben aber meist tabu.
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ERSTMALS FAKTEN
Spitäler, Altersheime, Universitäten - diese Institutionen beschäftigen eine steigende Zahl deutscher Arbeitskräfte. Allein im Kanton Zürich haben sich von August 2007 bis August 2008 mehr als 14.000 Deutsche niedergelassen. Wiederholt griffen die Medien das Verhältnis von Deutschen und Schweizern auf. „Leider oft einseitig und pauschalisierend“, bemängelt Miryam Eser Davolio.
Die Schweizer Forscherin an der Hochschule für Soziale Arbeit der Fachhochschule Nordwestschweiz und ihre deutsche Kollegin Eva Tov leiten unter dem Titel „Ähnlich und doch so verschieden“ die erste wissenschaftliche Studie zum „Verhältnis zwischen Schweizern und Deutschen in Unternehmen und Institutionen der Deutschschweiz“.
ZU DIREKT
Laut Studie treten die Schweizer Berufsleute den deutschen Kolleginnen und Kollegen unbelastet gegenüber. Sie machen jedoch Vorbehalte in Bezug auf die Kommunikation mit Deutschen wie auch auf deren Umgangs- und Führungsstil. So empfänden sie die Direktheit der Deutschen oft als stossend oder auch verletzend, klagen die Schweizer. Zudem würden die Deutschen ihre Ausbildung und Leistung wirkungsvoller verkaufen und könnten dann die hohen Erwartungen nicht erfüllen.
In der Führung zeichneten sie sich dadurch aus, dass sie klare Anweisungen gäben, aber auch Druck und Kontrolle ausübten. Der Führungsstil sei eher autoritär und hierarchisch.
SEHR DEMOKRATISCH
Die Deutschen charakterisieren den Schweizer Führungsstil als sehr demokratisch: Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden, Mitbeteiligung aller, Förderung flacher Hierarchien, Teamwork, Anerkennung und Bestärkung statt Kontrolle und überhaupt die Pflege eines guten Arbeitsklimas ständen bei Schweizern hoch im Kurs. Die Kehrseite der Medaille: Konflikte würden nicht direkt angegangen, sondern „hintenherum“ ausgetragen, die Konsensfindung beanspruche zu viel Zeit und Energie. Interessanterweise schämen sich Deutsche, die sich seit Jahren in der Schweiz integriert haben, nicht selten für neu zugezogene Landsleute, bezichtigen sie der Arroganz und Besserwisserei.
„Am besten unternähmen deutsche wie Schweizer Mitarbeitende im Betrieb gemeinsame Schritte, indem sie sich zum Beispiel in Mitarbeitendenbefragungen, Kommunikationstrainings und Diskussionsplattformen einbrächten. So könnten sie miteinander und voneinander lernen“, fasst Miryam Eser Davolio ihre Vorstellung zur Entschärfung von Konflikten zwischen Arbeitnehmenden von diesseits und von jenseits des Rheins zusammen.
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